Ausbruch der Reformation.
*7
Lehrer der Theologie an her Wittenberger Univer-
(U«f, öffentlich gegen die Ablgsse auf,finden« er
am Allerheiligenabend 1617 an der Stiftskirche
zw Wittenberg 90 Satze anschug, worin er den
Ablaßhandel heftig angriff und alle Gelehrte auf.
forderte, dieselben in einer öffentlichen Disputa-
tion zu prüfen Eine solche öffentliche Behaup-
tung gewisser Glaubenssätze wer nichts Seltenes,
aber in denen Luthers herrschte ¿me so kühne
Sprache und solcher Geist der Freiheit, daß ste sebr
begierig i> ganz Deutschland gelesen wurden. Er
'behauptete: ,,Der Papst habe keine Gewalt, die
Sünden nachzulassen, sondern nur, zu erklären,
daß sie schon nachgelassen seyen; was der Papst in
Ansehung derselben für Gewalt habe, eben so viel
habe auch jeder Bischof und Pfarrer; wer seine
Sünden wahrhaft bereue, erhalte auch Nachlaß
der Strafe ohne 'Ablaß; die Schätze des Heilandes
und der Kirche gehörten den Gläubigen dergestalt
zw, daß ihnen der Papst kein neues Recht dazu
erlheilen könne, u. s. w." Uebrigens war es
damahls noch gar nicht itt seinem Sinne, des
Papstes Ansehn selbst oder die alte Kirche anzu.
tasten. Allein schon seine Lehre vom Ablaß mußte
den heftigsten Widerspruch von Seiten Tezels und
seiner Freunde, besonders der Dominikaner, er-
wecken; ste schrieen ihn als einen Ketzer aus und
redeten schon von Schwerdt und Scheiterhaufen.
In Rom schwieg Matt, obschon die Streitig-
keiten bereits 9 Monate gedauert hatten. Die
Sache war dort wohl bekannt, allein der Papst
Leo soll sie nur für eine Mönchszankerei angese-
hen haben; und überhaupt kannte man in Rom
Deutschland nicht, sondern hielt es noch immer für
ein halb barbarisches Land, dessen Volk geduldig,
zum Gehorchen gewöhnt, und langsames Ent-
schlusses sey. Diese Nlchtkenntniß und Nichtach-
tung unseres Volkes ist dem römischen Stuhle vor-
derblich geworden, und hat über uns selbst unsäg-
liche Verwirrung gebracht.
B
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Schwerdt Leo Leo
Extrahierte Ortsnamen: Stiftskirche Wittenberg Deutschland Rom Rom
Deutschland
i8 Vl.ztr. Karl V biszuin westph. Fried. 1520-1640.
Endlich, im Auglrft i5i6, wurde Luther nach
Rom berufen, sich vor dem päpstlichen Richter-
stuhle zu verantworten. Allein der Churfürst von
Sachsen, so wie die Universität Witt-mberq, die,
eben gestiftet, durch Luther schnell emporbliihke,
wollten ihn die gefährliche Reise nicht machen las-
sen. Durch ihre Verwendung erhielt er die Er-
laubnis;, seine Sache in Teutschland auszumachen,
und sich zu dein Ende vor dem päpstlichen Nun-
tius bei dem Reichstage zu Augsburg, dein Car-
dinal Ca jetan, sonst Thomas de Vio genannt,
zu stellen. Dieser forderte Widerruf von ihm.
Luther erklärte sich dazu bereit, wenn man ihn
aus der heiligen. Schrift widerlege. Allein der
Kardinal, der es unter seiner Wurde hielt, mit
einem Mönche viel zu reden, entließ ihn kurz mit
den Worten: ,,Gehe hin und komme nicht wieder,
du wollest denn einen Widerruf thun.0 Nun
setzte Luther eine schriftliche Vertheidiqung auf,
gestand, daß er zu hitzig gewesen und von dem
Papst nicht ini't gehöriger Ehrfurcht gesprochen ha-
be, Und erbot sich, von nun an zu schwelgen,
wenn seinen Gegnern gleichfalls Stillschweigen
aufgelegt wurde. Als er auf dieses Schreiben keine
Antwort erhielt, glaubte er, sich an den Papst
selbst wenden zu muffen, und setzte mit Norarius
und Zeugen eine lateinische Appellation von dem
übel unterrichteten an den besser zu un-
terrichtenden Papst auf, welche öffentlich zu
Augsburg am Dom angeschlagen wurde, und be-
gab sich von Augsburg weg. Dieses Schreiben be-
weiset, daß Luther damahls noch gar nicht den
Entschluß gefaßt hatte, sich von der römischen
Kirche loszusaaen; aber der Drang der Begeben-
heiten und der Stre-t mit seinen Gegnern führte
ihn von einein Schritte zum andern weiter.
Ein Professor der Theologie zu Ingolstadt in
Baiern, Dr. Johann Eck, der rüstigste Strei-
ter seiner Kirche, forderte im I. 1619 Luthern
und einen Wrrrenberqischen Professor, Andreas
Karlstadt, zu einer öffentlichen Disputation
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Thomas_de_Vio Luther Johann Andreas
Karlstadt
Extrahierte Ortsnamen: Rom Sachsen Ingolstadt Baiern
52 Vi.ztr. Karl V bis zum «estph. Fried. 1620-1648.
wurden von beiden Seiten die empörendsten Grau-
samkeiten verübt wie immer, wenn es des zum
Kampfe zwilchen Brüdern kömmt.
In Thüringen zeigte sich eine Verirrung
des aufgeregten Zeitgeistes in etwas anderer, doch
verwandter, Art; sie paarte sich mir religiöser
Schwarmerey. Ein Weltgeistlicher, Thomas
Münzer, der früher Luthers Zuhörer gewesen
war, rühmte sich besonderer göttlicher Offenbarun-
gen , durch welche ihm das Wesen der christlichen
Freiheit viel klarer kund geworden ley, als Luther
sie kenne und lehre. „Gott habe die ganze Erle
zum Erbtheil der Gläubigen gemacht, und alles
Regiment müsse njfv nach der Bibel und göttlichen
Offenbarungen geführt werden; der Fürsten, der
Obrigkeiten, des Adels, der Priester, bedürfe es
nicht, und der llnterlchied zwischen Armen und
Reichen sep ein unchnstlicher; denn im Reiche Got-
tes musiten alle Mensthen gleich feyn." Solcher
Lehren wegen war Münzer aus Sachsen verwiesen
und nach Mn hl hau sei, in Thüringen gezogen,
wo er den Pöbel gewann, die Obrigkeit absetzen,
sich aber zum Prediger und zum Herrn der Stadt
machen ließ. Seine Lehre von der Gleichheit al-
ler Menschen und die Gütergemeinschaft, die er
einfuhrte, nachdem er die Reichen aus der Stadt
getrieben hatte, mehrte seinen Anhang, und ver-
breitete ihn bald auch über das umliegende Land.
Ganz Thüringen, Hessen und Niedersachsen waren
kn Gefahr; in Sudteurschland tobte zu gleicher
Zeit der Bauernkrieg, und die Schwärmer aller
Gegenden konnten in Eine große Fluch zusammen-
strömen. Da vereinigten sich, auf Luthers Zure-
den, der Churfürst von Sachsen, der Landgraf
von Hessen und der Herzog von. Braunschweig ge-
gen die Aufrührer und trafen auf sie bei Fran-
kenhausen in Thüringen, 1626. Der Chur-
fürst, um die Verirrten mit Schonung zu gewin-
nen^ ließ ihnen Verzeihung versprechen, wenn sie
zur Ordnung zurückkehrerz und ihre Häupter aus-
iiefern wollten. Aber Münzer, die eigene Gefahr
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
ì
16 Vi.ztr. Karl V bis zum westph. Fried. 1620-1648.
Um nemlich so viel Gewinn als möglich aus
den Ablässen zu ziehen, wurde die Einnahme ans
ganzen Provinzen an die Meistbietenden verpach-
tet, welche wiederum Unterpächter anstellen; und
alle diese erlaubten sich, um sich zu bereichern, die
gröbsten Mißbräuche. Zum Verkauf der Ablaß-
briefe wählten sie selche Menschen, welche durch
Rednerknnste und durch niedrige Mittel aller Art
das Volk zum häufigen Kaufen bewegen konnte,»,
und die llnverschänitheit mancher unter denselben
übersteigt allen Glauben. Sie verkauften Ablaß
für die schwersten Verbrechen, für Kirchenraub,
Meineid und Mord; ja man konnte sogar für
zukünftige Sünden schon im Voraus das
Versprechen des Ablasses erhalten. *)
Es bedarf keines Beweises, wie verderblich
solcher Mißbrauch der Religion auf die Sittlichkeit
der Menschen wirken mußte!
Der lange verhaltene Unmuth kam zumans'
bruch, als ?eo X 'im Jahre 1016 einen neuen
Ablaß ausschrieb, um die, von seinem Vorgänger
Julius U ängefangene Peterskirche in Rom aus-
bauen zu können; allein es verbreitete sich astge-
mein der Glaube, daß ein bedeutender Lheil der
einkommenden Gelder , nemlich die ganze Einnahme
aus Sachsen und den Ländern bis an die Ostsee,
nicht zum Bau der Peterskirche, sondern für des
Papstes Schwester bestimmt sey. Dazu regten die
Ablaßprediger, welche bei dieser Gelegenheit ge-
braucht wurden, besonders ein gewisser Bern-
hard Samson, der in der Schweiz, und Jo-
hann Tezel, der in Sachsen umherzog, durch
ihr Betragen von Neuem den allgemeinen Unwil-
len auf.
Da trat Martin Luther, gekoren zu Eis-
leben in Thüringen, ein Augustiner Mönch und
*) S. Die Beschwerden, welche die teutschen Fürsten auf
dem Reichsrage zu Nürnberg 1622 an den Papst H»»
drian richteten.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Karl Julius_U Martin_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Rom Sachsen Ostsee Schweiz Sachsen Mönch Nürnberg
Ausbruch der Reformation.
*9
über Glaubenssachen nach Leipzig heraus. Sie
erschienen beide in Gesellschaft des nachher so be-
rühmt gewordenen Philipp Melanchthon,
der als Lehrer der griechischen Sprache in
Wittenberg angestellt war. Die Streitreden
dauerten pom 27. Inn. bis i3. Jul. 1z19; man
redete viel über Glaubenssatze und über das An-
sehn des Papstes; wie es aber meistens bei dem
Streite der Meinungen zu geschehen pflegt, wenn
er mit Elfer geführt wird, — es waren bittere,
harte Worte gewechselt, und Eck wendete sich
darauf nach Rom und forderte die äußerste Strenge
der apostolischen Geivalt gegen den Ketzer. Und
wirklich erschien er bald nachher in Teutschland mit
einer Bulle des Papstes, in welcher Luther mit
dem Banne belegt war, falls er nicht seine
Lehre öffentlich widerrufe, und verbreitete sie sehr
eifrig in den teutschen Städten. Aber er fand an
wenigen Orten Eingang damit; der Magistrat
verbot das Anschlägen derselben, das Volk riß sie
herab ; — so hoch war schon das An sehn der neuen
Grundsätze gestiegen. Und nun schritt Luther selbst
zu einer Handlung, welche das Band zwischen ihm
und der alten Kirche auf immer zerriß. Er be-
schred, am 10. December 1620 die ganze Untversi-
tar Wittenberg durch einen öffentlichen Anschlag
vor das Elfterthor; die Studenten bauten einen
Scheiterhaufen, ein Magister zündete ihn an, und
Luther warf, unter lautem Beifall der Versamm-
lung, die päpstliche Bulle, das kanonische Recht,
und Ecks Schriften in die Flammen.
4- Schnelle Verbreitung der neuen Grund-
sätze.
Es ist kaum zu fassen, wie schnell die neuen
Lehren von Einem Ende Teutschlanos bis zu dem
andern, und über seine Granzen hinaus, sich per-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Melanchthon Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Wittenberg Rom Teutschland Wittenberg
20 Vi.ztx. Karl Vbrszumwestph. Fried. 1z20-1648.
breiteten. *) Wer mit sinnlichem Maaßstabe mißt,
kann solches nicht begreifen; denn nrrr die Kraft
des Gedankenblitzes, welcher in Millionen auf
einmahl den schon vorhandenen Brennstoff entzün-
det, richtet solche Wirkung aus.
Wenn ein Zeitalter für große Umwandlungen
reif ist, so bedarf es nur des Losungswortes, und
alle sind wie von einem Zauberschlage geweckt, und
der es ausgesprochen, gilt ihnen als der große
Erfinder, obwohl er nur das ausgesprochen har,
was irn Schooße der Zeit und in ihrer eigenen
Seele schon reif war. Wie der Zustand der Wis-
senschaften, und das Leben und Regen in densel-
den , wie die großen Erfindungen des vvrhergegan-
genen Jahrhunderts, und besonders die Buch-
druckepkunst, die anf einmahl vielen Tausenden
mittheilte, was ohne sie laug? Zeit hindurch nur
wenigen bekannt, vielleicht in den. Mauern der
Klöster verschlossen geblieben wäre, — wie dieses Al-
les die Welt für die neuen Bewegungen vorberei-
tet hatte, ist aus den früheren Abschnitten klar
geworden. Auf der andern Seite ist eben diese
Schnelligkeit der Verbreitung der neuen Grund-
sätze ein unwiderleglicher Beweis für die Größe
des Verfalls rn dem gelammten kirchlichen und sitt-
lichen Zustande der damahligen Zeit. Der Mensch
*) Durbers 96 Sake gegen den Ablaß waren in vierzehn
Tagen in ganz Teurschland, m.b ln 4 bis 6 Wochen
in ganz Europa bekannt geworoen, und es ist nicht
zu beschreiben, was für Bewegung«» allenthalben
dadurch verursacht wurden. >520 wurden schon Lu»
thers Schr'llcen rn den Niederlanden in'; Spanische
übersetzt; und 1621 taulle ne em Rersc-der chon in
A e r n sa l e m. — Als der Herr v 0 n Wr 1 r -. ein
mchsischer Edelmann, un I. i5i9 von Italien nach
Wittenberg reiste, um futtern zur Nachgiebigkeit
Und zu dem Versprechen des Gtittschweraeni zu de«
wegen, gestand er iyrn selbst, daß er aus seiner Reise
durch Teucschland immer dreie gefunden habe!, die
Iurhern, gegen Erneu, der dem Papste günstig ge«
wesen sey. Und das war erst zwei Jahre nach Lucher-
erstem Auftreten,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vbrszumwestph Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlanden Italien Wittenberg
*9
Die ersten Religions-Unruhen.
reden, durch Gründe, denen ähnlich , welche Huß
das Leben gekostet hatten ; allein Karl erwkederte,
daß ihm sein kaiserliches Wort unverletzlich sey,
und gewährte Luthern das freie Geleit zur Rück-
reise auf 21 Tage. Viele zittercen dennoch für
dessen Leben, durch heimlichen Verrarh, und sein
Herr, der Chnrfurst, ließ ibn in Thüringen durch
vermummte Reuter, wie mit Gewalt, vom Wagen
Nehmen und in der Nacht, durch einen Wald,
auf das Beraschloß Wartburg, bei Eisenach,
bringen. Hier sollte er, allen verborgen, verwei-
len , bis sich der Eife.r der Gegner etwas gelegt
hatte.
In Worms wurde indeß die Reichsacht gegen
ihn ausgesprochen, so wie gegen alle die, welche
ihm anhangen oder ihn schützen würden. Seine
Bücher sollten aller Orten verbrannt werden, und
ihn selbst sollte man gefangen mehmen und dem
Kaiser überliefern 5 — dies ist daö Wormser
Edrct -vom L (26) Mach 2621. Zu 9iom war
große Freude darüber; auch in Te,utschland glaub-
ten viele, die Sache sey nun ju Ende. Allein
ein Spanier selbst schreibt noch von dem Reichs-
tage an einen Freund: „Ich sehe nicht Pas Ende
dieser Tragödie, sondern den Anfang. Denn ich
finde, daß die Gemüther der Te-rtschen sehr gegen
den päpstlichen Stuhl aufgebracht sind," — Und
in der Thar wurden in Worms, wahrend der Kaf-
fer noch tn der Sradt war r nachdem Luthers
Schriften öffentlich verbrannt waren, dieselben
ohne Scheu zum Verkauf herumgetragen,
6. Die ersten Religions-Unruhen.
Luther saß einsam auf der Wartburg und
benutzte die Ruhe dieses Aufenthalts zur Ue-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
62 Vi.atr. Karl V bis zum westph. Fried. 1§20 - r6ss8.
Melau chthon darum aus Wittenberg.kommen lassen.
Die Universitär und der Magistrat von Köln aber
und ein Theist des Kapitels >varen den Neuerun-
gen durchaus entgegen und wendeten sich deshalb
an den Kaiser und'den Papst; — die Universität
hatte auch früher den lebhaftesten Antheil an dem
Streite gegen die -äumanrsten, nemlich die Lehrer
und Wiederhersteller des Studiums der alten
Sprachen, und namentlich gegen Reuchlin, ge-
nommen, und war ferner eilte der ersten gewesen,
welche Luthers Lehrsätze verdammte.
Bei dieser steigenden Verwirrung, da kein
Licht der Versöhnung mehr erscheinen wollte,
glaubte der Kaiser Kar! das letzte, die Gewalt der
Waffen, zum Richter machen zu müssen. Sein
Kanzler Granvella redete in's Geheim Mit dem
päpstlichen Legaten, dem Kardinal Farnese, von
der Möglichkeit eines Krieges gegen die Protestan-
ten; er zeigte, daß der Papst dabei sehr thatig
werde Mitwirken nzüsse», weil der Kaiser erschöpft
und die katholischen Fürsten murhlos setzen; und
der Kardinal, in der Freude über des Kaisers
ernstlichen Entschluß, gab die besten Versprechun-
Es ist hiep ein Wendepunkt in Karls V Leben.
Indem ex den Entschluß faßte, was er so lange
in Milde und Frieden, durch die Kraft der ver-
söhnenden Rede, versucht harte, nun durch die
Schärfe der Waffen zu entscheiden ; generh er
in den großen Irrthum, es könne eine gewaltige
Regung der Geisier durch das Schwerdt gehemmt
oder zerschnitten werden. Von diesem Augenblicke
an überwältigte ihn die ungeheure Zeit, die er
bis dahm zu lenken schien; er vermochte sie nicht
mehr zu fassen. Sein alternder Geist wurde im-
mer düßexex und verschlossener gegen das junge
Leben, und im Uomuthe griff er, wovon ihn noch
immer eine warnende Stimme zurückgehalten hatte,
zu den Waffen. Mit ihnen glaubte er den Kno-
ten, den er nicht zu lösen permogte, zerhauen zu
können. Dieser Irrthum macht Kai ' r Karls letzte
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Extrahierte Personennamen: Karl Melau Reuchlin Kanzler_Granvella Karls Karls
Neligiottsangelegenheiten vcn 1634—46. 63
Lebensjahre einem Trauerspiele gleich, in welchem
ein edler Geist dem Gewichte der zu großen Aufgabe
erliegt, welche ihm das Schicksal gestellt hat.
Zwar gehören die nächsten Jahre, durch rasches,
äußeres Gelingen, zu den glänzendsten fernes Le-
bens; allein gerade in diesem Gelingen verlor sein
Geist das rechte Maas; seines Standpunktes, wel-
ches er bis dahin bewahrt hatte, und deshalb traf
rhn das Geschick bald mit eherner Hand, und
zertrümmerte seine mühsam zusammengefügten Pla-
ne. Jhrn blieb nichts, als sich mit letzter, zu-
sammengenommener Kraft aus dem Strudel zu
reißen, und, indem, er allen Schimmer irdischer
Größe von stch warf, die Selbständigkeit seines
Geistes zu retten. Durch diesen letzten Entschluß
hat der Kaiser Karl als Mensch seine Wurde be-
wahrt und die Stimme der Nachwelt versöhnt.
Luthers Tod. 18. Februar 1546. —*
Vor dem Beginn des traurigen Kampfes starb
Luther, der Urheber der ganzen, großen Be-
wegung. Er halte mit aller Kraft von der
Einmischung äußerer Gewalt ln das, Mas al-
lein im Innern seine Stätte haben soll, abge-
mahnt; er, der heftige Mann, war, so laitg er
lebte, der Erhalter des Friedens. Wiederholt hatte
er den Fürsten gesagt, daß seine Sache ihren
Waffen fremd sey, und mit Betrübnis; sah er da-
her in den letzten Jahren die steigende weltliche
Richtung und die feindselige Spannung, und weis-
sagte nichts Gutes; das Schicksal ließ ihn jedoch
den Ausbruch des unseligen Zwistes nicht erleben.
Als er rm Anfänge des Jahres 1646, eine Strei-
tigkeit unter den Grafen von Mansfeld zu schlich-
ten, nach Eisleben gereiset war, starb er da-
selbst den 18. Februar. Sein Leichnam wurde in
feierlichem Zuge nach Wittenberg geführt und in
der Gruft der Schloßkirche beigesetzt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Ausbruch der Reformation. 359
iwnww ivww u\\iu\uwmu\ v\i
ganze Einnahme aus Sachsen und den Landern bis an die Ostsee
nicht zum Bau der Peterskirche, sondern für des Papstes Schwe-
ster bestimmt sev. Dazu erweckten die Ablaßprediger, welche bei
dieser Gelegenheit gebraucht wurden, besonders ein gewisser B e rn-
hard Samson, der in der Schweiz, und Johann Tezel,
der in Sachsen umherzog, durch ihr Betragen den größten Un-
willen.
Da trat Martin Luther, geboren 1483 zu Eisleben in
Thüringen, ein Augustiner Mönch und Lehrer der Theologie an
der Wittenberger Universität, öffentlich gegen die Ablässe auf,
indem er am Allerheiligenabcnd, d. i. den 31sten October 1517,
an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Satze anschlug, worin er
den Ablaßhandel heftig angriff und alle Gelehrte aufforderte, die-
selben in einer öffentlichen Disputation zu prüfen. Eine solche
öffentliche Behauptung gewisser Glaubenssatze war nichts Selte-
nes, aber in denen Luthers herrschte eine so kühne Sprache und
solcher Geist der Freiheit, daß sie sogleich großes Aufsehen erreg,
ten und begierig in ganz Deutschland gelesen wurden. Er be-
hauptete: „Der Papst habe keine Gewalt, die Sunden nachzu-
lassen, sondern, nur zu erklären, daß sie schon von Gott nach-
gelassen seyen; was der Papst in Ansehung derselben für Gewalt
habe, eben so viel habe auch jeder Bischof und Pfarrer; wer
seine Sünden wahrhaft bereue, erhalte auch Nachlaß der Strafe
ohne Ablaß; die Schätze des Heilandes und der Kirche gehörten
den Gläubigen dergestalt zu, daß ihnen der Papst kein neues
Recht dazu ertheilen könne" u. s. w. Uebrigens war es damals
noch gar nicht in seinem Sinne, des Papstes Ansehen selbst oder
die alte Kirche anzutasten. Allein schon seine Lehre vom Ablaß
mußte den heftigsten Widerspruch von Seiten Tezels und seiner
freunde, besonders der Dominikaner, welche schon länger in
eindschaft mit dem Augustiner-Orden standen, erwecken; sie
schrieen ihn als einen Ketzer aus und redeten schon von Schwerdt
und Scheiterhaufen.
In Rom schwieg man, obschon die Streitigkeiten bereits 9
Monate gedauert hatten. Die Sache war dort wohl bekannt,
allein der Papst Leo soll sie nur für eine Mönchszänkerei ange-
sehen haben; und überhaupt kannte man in Rom Deutschland
nicht, sondern hielt es noch immer für ein halb barbarisches Land,
dessen Volk geduldig, zum Gehorchen gewöhnt, und langsamen
Entschlusses sey. f Diese Nichtkenntniß und Nichtachtung unsres
Volkes ist dem römischen Stuhle verderblich geworden, und hat
über uns selbst unsägliche Verwirrung gebracht.
Endlich, im August 1518 wurde Luther nach Rom berufen,
um sich vor dem päpstlichen Richterstuhle zu verantworten. Allein
der Churfürft von Sachsen, so wie die Universität Wittenberg,
die, eben gestiftet, durch Luther schnell emporblühte, wollten ihn
die gefährliche Reise nicht machen lassen- Durch ihre Verwendung
erhielt er die Erlaubniß, seine Sache in Deutschland auszumachen.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Tezel Johann Martin_Luther Gott Schwerdt Leo Leo August
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Ostsee Schweiz Sachsen Wittenberg Deutschland Rom Rom_Deutschland Rom Sachsen Deutschland